Wenn du jetzt auf dieser Seite bist, hast du Lust, meine Geschichte zu erfahren. Wie bin ich in Südfrankreich gelandet, um dort eine nachhaltiges französisches Stillfashionlabel zu gründen?
Ich wurde 1987 in der Nähe von Stuttgart (Deutschland) geboren. Ich wuchs in einem mittelständischen Milieu auf dem Land mit meinen Eltern und drei Brüdern auf. Mein Vater war Ingenieur für Industriemaschinen und meine Mutter Friseurin mit einem eigenen Friseursalon im Erdgeschoss unseres Hauses. Meine Mutter zog vier Kinder groß und stillte sie, während sie arbeitete und ihren Salon leitete. Und wir Kinder nahmen von klein auf am Leben im Salon teil. Diese erste Erfahrung im Berufsleben hat zweifellos die Entwicklung meines Unternehmergeistes beeinflusst.
Nach meinem Abitur ging ich für sechs Monate nach Brüssel, um die französische Sprache zu lernen. Ein bisschen so wie die Engländer, auf ihrer "Grand Tour" durch Frankreich. Nur dass es bei mir Belgien war, und zwar als Au-Pair-Mädchen. Der Französisch-Intensivkurs gab mir eine solide Grundlage, um dann nach Südfrankreich zu reisen, dem geliebten Land meiner Kindheit. Das Land, in das wir jedes Jahr mit meinen Eltern in den Urlaub fuhren. Ich wusste, dass ich hier wenigstens gezwungen sein würde, Französisch zu sprechen. Ich kam hier mit vielen Klischees und Stereotypen im Kopf an: Männer mit Baskenmütze und Baguette unterm Arm. Die Familienessen an langen Tafeln nicht weit von den Lavendelfeldern entfernt, auf denen die Zikaden zirpten. Die kühlen, belebten Gassen von Kleinstädten wie Saint Tropez. Was für ein Traum.
Heute lebe ich seit 13 Jahren in Frankreich und bin immer noch sehr verliebt in das Land und seine Menschen. Inzwischen habe ich eine Familie gegründet und zwei kleine deutsch-französische Blondschöpfe zur Welt gebracht, die ich mehr oder weniger lange gestillt habe.
Wie verlief mein Stillen und wann war der entscheidende Punkt, dieses Label für euch zu gründen?
2017 wurde unser Sohn als Frühchen in der 34 Schwangerschaftswoche geboren. Er hatte enorme Schwierigkeiten, die Brust anzunehmen. Der Saugreflex sollte sich erst ein oder zwei Wochen später entwickeln. Wir blieben fast einen Monat lang auf der Frühchenstation. Das war sehr hart und gleichzeitig sehr bereichernd. Auf der einen Seite konnten wir es kaum erwarten, nach Hause zu kommen und unser neues Leben zu dritt zu genießen. Die Schläuche, die weißen Kittel und die streng durchorganisierten Tage und Nächte hinter uns zu lassen. Auf der anderen Seite hatten wir als junge Eltern keine Ahnung von Elternschaft und allem, was damit zusammenhängt. Auf der Frühchenstation lernten wir alle Grundlagen, die man für ein Neugeborenes kennen sollte, während man bei einer normalen Geburt nach drei oder vier Tagen das Krankenhaus verlässt und ins kalte Wasser geschmissen wird.
Während unseres Aufenthalts auf der Frühchenstation hatte ich das Glück, eine Stillberaterin kennenzulernen, die mir viele Ratschläge gab, insbesondere in Bezug auf die Position des Babys an der Brust, dem Milcheinschuss und wie man mit Schwierigkeiten wie Rissen und Milchstau umgehen sollte. Trotz ihrer wertvollen Hilfe schafften wir es nicht. Ich pumpte ab, um die Milchproduktion anzuregen, dann bekam er meine Milch und einen künstlichen Milchzusatz in einer Spritze. Wir konnten die Frühchenstation nicht verlassen, bevor das Stillen nicht richtig in Gang gekommen war. Ich hielt drei Wochen lang durch. Ich war am Ende meiner Kräfte. Meine Brustwarzen konnten nicht heilen, ich hatte Schmerzen. Ich weinte viel. Ich beschloss daher, ihm nur noch Säuglingsnahrung zu geben. Psychologisch war das sehr schwer, weil ich mich der Aufgabe nicht gewachsen fühlte. Es war ein echter Misserfolg für mich.
Mit der Geburt unserer Tochter im Jahr 2020 war alles anders. Sie wurde nahe dem ET geboren und begann sofort nach der Geburt zu nuckeln, als kannte sie nichts anderes. Der Beginn meiner zweiten Stillzeit war sehr schmerzhaft und ich habe gut drei Wochen lang gelitten. Zwischen Rissen mit Blutungen, angespannten Brüsten und großer Müdigkeit sagte ich mir in der ersten Woche, dass das Stillen nicht länger als einen Monat dauern würde. Aber als ich jedoch sah, wie meine Tochter sich an meine Brust klammerte, wie sie sich an das Leben klammerte, lehrte sie mich in diesen wenigen Wochen viel mehr, als ich in meinem ganzen Leben gelernt habe: Durchhaltevermögen, Kampf, den Fokus auf die wesentlichen Dinge und Liebe. Bedingungslose Liebe.
Als ich nach dem Ende meines Mutterschaftsurlaubs wieder ins Büro zurückkehrte, begannen wir mit der Einführung von Säuglingsnahrung für eine Zwiemilchernährung, als sie etwa zwei Monate alt war. Und schließlich dauerte unsere Stillzeit bis zu ihrem sechsten Monat, als sie in einen Stillstreik trat, wie ich später erfuhr. Heute bedauere ich es sehr, dass ich meine Tochter nicht mehr stille. Ich hätte sie gerne bis zu ihrem anderthalbten oder sogar zweiten Lebensjahr zwiemilchernährt.
Der entscheidenen Punkt, an dem ich beschlossen habe, ein Stillfashiolabel zu gründen war etwa einen Monat nach der Geburt meiner Tochter. Während meiner Schwangerschaft hatte ich mir klassische Stilltops gekauft, bei denen ich, sobald ich sie öffnete, meine Brüste vollständig freilegte, um meine Tochter zu stillen. Das war mir sehr unangenehm, sobald wir mit der Familie oder mit Freunden zusammen waren oder uns in der Öffentlichkeit aufhielten. Ich wollte nicht, dass sich die Menschen um mich herum unwohl fühlen, also schloss ich mich von der Gesellschaft aus, um meine Tochter zu ernähren. Ich fühlte mich einsam.
Mit der Entwicklung von Fashion, die das Stillen erleichtert, möchte ich allen Müttern, die ihr Baby gerne stillen möchten, aber so unsicher sind wie ich es war und zögern, zu stillen, zeigen, dass wir für sie da sind. Dass sie sich auf uns verlassen können, wenn es darum geht, Kleidung zu kreieren, die Stil und Zweckmäßigkeit miteinander verbindet und gleichzeitig umweltfreundlich ist. Gemeinsam können wir etwas bewegen und uns endlich das Stillen in unserer Gesellschaft normalisieren - ohne Kompromisse.